In meinem ersten Blog habe ich erwähnt, dass Fotografieren für mich nicht nur auf den Auslöser drücken bedeutet. Hierüber möchte ich gerne ein paar Zeilen schreiben und Dir auch Beispiele nennen, wie ich den Besuch eines Fotospots plane und vorbereite.
Viele Leute denken, dass, wenn man unterwegs ist, z.B. auf einer Wandertour, entstehen automatisch gute Landschaftsaufnahmen. Dem ist leider nicht so. Sicherlich kann man auch eine Wandertour, ausgelegt aufs Fotografieren, planen. Dies habe ich auch schon mehr als nur einmal gemacht. Aber das wichtigste an der Fotografie ist eben Licht. Schönes Licht und kein hartes Licht, was grell und farblos auf Bildern wirkt. Und dieses schöne Licht hat man eben meistens nur Morgens und/oder Abends. Zumindest in der Landschaftsfotografie ist das so, aber auch in anderen Genres, wie der Tier- oder Architekturfotografie. Was ist nun aber alles noch wichtig, um ein gutes Bild zu machen? Neben der eigentlichen Auswahl des Fotoortes ist Planung das Schlüsselwort! Je nachdem, was ich fotografieren gehen möchte, fällt die Planung kleiner oder grösser aus. Dazu gehört in erster Linie das beobachten der Wetterdaten. Hierbei helfen mir diverse Tools und Apps, wie der tägliche Wetterbericht, Kachelmannwetter, Windy, Clear Outside oder PhotoPills. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, aber das sind für mich momentan die wichtigsten Anwendungen. Die Daten, die es zu prüfen gilt, sind vor allem folgende: Die Höhe der Wolken für schöne Wolkenstimmungen, der genaue Sonnenstand für Sonnenaufgänge/-untergänge, evtl. Regen- und Gewitterrisiko, Nebel und ggf. Schneefall. Natürlich kann man nicht alles ganz genau im Voraus bestimmen, denn das Wetter macht häufig, was es will und lässt sich (zum Glück) nicht beeinflussen. Aber man kann schon vieles eingrenzen und entscheiden, ob man überhaupt losgeht oder wohin man geht. So ist es mir erst vorletztes Wochenende wieder gegangen. Eigentlich war geplant, die 5-Seen-Wanderung auf 2500 m Höhe in der Ostschweiz zu machen. Das Wetter sah für den Samstag aber nicht ganz so gut für die Region aus. Wolken, Regen und evtl. sogar Gewitter waren vorhergesagt. So beschlossen wir, unser Wanderziel in die Westschweiz zu verlegen. Es ging nach Fribourg zu den Gastlosen, den „Schweizer Dolomiten“. War auch gut, denn diese Wanderung stand ebenfalls schon lange auf meiner Wunschliste. Die Bedingungen sahen dort auch nicht ganz perfekt aus, aber viel viel besser. Dem war auch schlussendlich so.

Die Felsen wurden unterschiedlich und immer wechselnd von der Sonne durch die Wolken angestrahlt.
Für den Besuch eines Spots gehört natürlich auch immer etwas Glück dazu. Und manchmal auch einfach die Gabe, das Beste aus einer Situation zu machen. Zum Beispiel blieb das erhoffte Abendrot bei den Gastlosen aus, da die Sonne hinter einem dichten Wolkenband unterging. Aber es gab vorher interessante Licht- und Schattenspiele an der Felswand, die eine sehr schöne Lichtstimmung gaben. Hier war Geduld gefragt. Nebenbei eine weitere Bedingung für gute Landschaftsbilder. Nicht immer ist die Stimmung gerade gut, aber 10 Minuten später kann es schon wieder ganz anders aussehen.

Tolle Lichtstimmung im Tal.
Manchmal muss man einige Spots auch mehrmals aufsuchen, bis alles passt, bis das Licht das ist, was ich mir vorgestellt habe.
Bei mir, ziemlich in der Nähe, gibt es einen recht bekannten Spot, die Belchenfluh, an dem sich eine sogenannte Nebelwelle fotografieren lässt. Dies ist, wenn Nebel gerade so über die Berggipfel gelangt und sich dabei in eine Richtung bewegt. Mit einer Langzeitbelichtung von etwa 5-30 Sekunden sieht es dann so aus, wie eine Meereswelle. Die Bedingungen müssen allerdings ganz genau stimmen, sonst ist das Foto leider nicht möglich zu machen. Das bedeutet, dass u.a. die Nebelhöhe exakt passen muss und dabei die richtige Windrichtung vorherrschen muss. Gerade die genaue Nebelhöhe lässt sich nur schlecht bis gar nicht vorhersagen. Schon 100m Unterschied können es unter Umständen unmöglich machen, das Bild zu fotografieren. Ich stand schon zig mal an diesem Ort, habe auch schon gute Ergebnisse auf die Kamera bekommen, aber eben nicht mein „Wunschbild“. Ich habe dazu jeweils den täglichen Wetterbericht studiert, aber das Glück hatte es bei diesem Sujet noch nicht gut gemeint mit mir.

Mein bestes Bild einer Nebelwelle. Für mich könnte es hier noch höheren Nebel haben, der mehr über die Hügel "fliesst".
Wer mag, kann hier mal googlen und nach dem Begriff „Nebelwelle“ in den Bildern suchen. Auch wenn dieses Bild mittlerweile schon vielfach fotografiert worden ist, werde ich mein Glück weiter versuchen. Das macht u.a. ebenfalls die Landschaftsfotografie aus. Jeden Tag hat man an jedem Ort immer andere Stimmungen und Eindrücke. Es lohnt sich also (fast) immer rauszugehen. Manchmal entstehen auch geniale Aufnahmen entgegen dem vorhergesagten Wetterbericht.

Hier hatte der Wetterbericht am Abend zuvor viele Wolken für den Morgen vorhergesagt. Ich versuchte dennoch mein Glück und wurde ausgiebig belohnt.
Checkliste für die Vorbereitung eines Fotoausfluges:
- Wahl des Fotospots
- Örtlichkeiten prüfen (z.B. Anfahrtsweg, Parkmöglichkeiten, Fussweg)
- Wetterbedingungen prüfen
- Ausrüstung zusammenstellen (z.B. welche Objektive)
- Etwas Glück
- Spass am eigentlichen Ausflug haben
Bemerkung noch am Rande:
Egal wo ich bin, ich nehme stets meinen Abfall wieder mit. Was man teilweise auf Wanderwegen und Plätzen alles liegen sieht, ist sehr unschön. Jeder sollte hier mitmachen und die Natur so hinterlassen, wie er sie vorgefunden hat oder von ihr erwartet. Wenn kein Abfallbehälter vorhanden ist, dann packe ich den Müll in meinen Rucksack und entsorge ihn bei nächster Gelegenheit an einem geeigneten Ort.
Viele liebe Grüsse
Dein Olli Streicher
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